Die Bastei

Heute wird der Verein Alt Nördlingen zurecht in enge Verbindung mit der „Alten Bastei“ und den dort stattfindenden Theaterspielen gebracht. Bei der Vereinsgründung – das haben die vorhergehenden Ausführungen gezeigt – war von der „Alten Bastei“ als Theaterspielort noch nicht die Rede.

Die Idee, die „Alte Bastei“ als Theaterbühne zu verwenden, hatte der unvergessene Johannes Flierl. Er gehörte bereits zu den Gründungsmitgliedern des Vereins im Jahre 1924, war lange Zeit Schriftführer und ab 1948 Spielleiter des Vereins, später auch dessen Vorsitzender. „Er kam Ende der 20er Jahre spazierengehend in die ‚Alte Bastei‘. Der Zauber eines friedlichen Sommerabends, mit Blumenduft und Vogelgezwitscher, spielte um das alte Gemäuer des stillen Mauerrunds. Da schoss ihm angesichts des grün umrankten Gewölbes, der malerischen Stiegen, der Gedanke durch den Kopf: ‚Welch reizende Naturbühne! Wie schön ließe sich hier Theater spielen‘„, formulierte nostalgisch das Programmheft von 1974. Um 1930 führte Johannes Flierl mit seinen Laienschauspielern vom Verein Alt Nördlingen zum ersten Mal in der „Alten Bastei“ das Tell-Spiel der Schweizer Bauern auf. Der genaue Zeitpunkt dieser Aktivität in der „Alten Bastei“ ist in den Büchern des Vereins Alt Nördlingen nicht festgehalten. Zum ersten Mal wir die Benutzung dieses Teils der Wehranlage durch den Verein zu kulturellen Zwecken in einer Ausschusssitzung am 28. März 1931, festgehalten im Protokollbuch dieses Jahres, diskutiert:

„Bezüglich der Benutzung der ‚Alten Bastei‘ zu Abendkonzerten etc. wurde von Herrn 2. Bürgermeister Dr. Frickinger darauf hingewiesen, dass eine Benutzung dieser Anlage vor August nicht in Frage komme, da der Rasen frisch gesät und der Boden noch nicht fest genug ist.

Nach dem das Hauptaugenmerk des Vereins Alt Nördlingen nach wie vor dem Festspiel oder den Bemühungen um dessen erneuter Realisierung galt, spielte das Engagement Flierls in der „Alten Bastei“ in der Vereinsarbeit in den Jahren nach 1930 zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem war es am Pfingstsonntag 1932 dann soweit: Nach der Freigabe durch die Stadt brachte Johannes Flierl Hans-Sachs-Spiele zur Aufführung, nämlich „Apfel unter dem Hut“ und „Der Roßdieb“. Die Hans-Sachs-Spiele erfreuten sich aber jetzt zunehmender Beliebtheit, auch wenn 1934 in Form der „Heimat-, Bastei- und Tanzspiele“ noch einmal an glanzvolle Festspieltage erinnert wurde. Und als 1939 Gewerbehauptlehrer Jobst Dittmar Kaufmann Emil Henning als Vorsitzender des Vereins ablöste, wurde mit dem Stück „Trommel von Nördlingen“ von Banniza von Bazan ebenfalls ein Stück mit historischem Inhalt und mit Lokalkolorit aufgeführt. In neuerer Zeit prägten die folgenden Persönlichkeiten die Geschichte des Vereins, sei es als Spielleiter oder als Vorsitzende.

Seit 1949 sorgten die Vorsitzenden Gustav Adolf Zipperer, Johannes Flierl, Werner Rehlen, Ernst Deffner, Manfred Sperrle, Elfi Wagner, Rita Ortler und seit Ende 2018 Axel Schönmüller für Kontinuität in der Vereinsführung. Die Spielleitung der „Bastei-Spiele“ hatte von 1948 bis zu seinem Tod 1954 Johannes Flierl inne. Dann wurde Hannes Steininger für zwei Jahre in dieses Amt gewählt; 1956 löste ihn Hans Rubin ab. Karl Huith führte von 1965 an Regie, die Hans Fischer 1982 übernahm und im Jahre 1993 an Frank Grupe weitergab, die dieser zusammen mit Helmi Kling bis zum Jahr 1999 sehr erfolgreich innehatte. Ab dem Jahr 2000 bis 2006 wurde dieses Amt von Helmi Kling allein ausgefüllt, bis dieses 2007 an Gerhard Jilka übergeben wurde der dieses bis 2012 ausgeführt hat. In der Spielzeit 2013 über nimmt die Spielleitung seine Lebensgefährtin Barbara Lackermeier. Elfi Wagner und Betty Schneider inszenierten von 1993 bis 2014, mit einer kleinen Pause dazwischen, ebenso erfolgreich Kinderstücke, die das Programmangebot der Alten Bastei seither Jahr für Jahr bereichern. In der kurzen Pause der beiden übernahm Simone Dambacher (geb. Hager) von 2005 bis 2007 das Ruder der Regiearbeit und seit der Saison 2015 führen Annette Mack und Alexander Plöger die Spielleitung des Kinderstücks fort. Der Verein Alt Nördlingen – und insbesondere die genannten Personen – haben einen Teil der jüngeren Geschichte Nördlingens mitgeschrieben.

Bundespräsident Theodor Heuss kam bei seinem Besuch der Stadt 1953 auch in die "Alte Bastei". links: Theodor Heuss, Hannes Steininger, Heinz Singelmann, Johannes Weinberger, Dr. Gustav Wulz.
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