Das Festspiel „Anno1634 – Die Schlacht bei Nördlingen“

Die „Schlacht bei Nördlingen“ vom 5./6. September 1634 zählt zu den in das Leben der Stadt tief einschneidenden Ereignissen und verlangte geradezu nach einer literarischen Verarbeitung. Dieser Aufgabe nahm sich der Fessenheimer Pfarrer und Schriftsteller Wolf Meyer-Erlach an und schuf das gleichnamige Schauspiel. „Unsere gute alte Stadt Nördlingen tritt nun in diesem Jahr in die Reihe der bayrischen Festspielstädte ein“, jubelte die Nördlinger Zeitung vom 9. April 1925 und formulierte damit die hochgesteckten Erwartungen, die in dieses Schauspiel gesetzt wurden. Nach Aussage dieses Artikels hatte der Plan bei vielen Bürgern der Stadt schon lange bestanden, konnte jedoch bisher nicht zur Aufführung gelangen, da die hierzu erforderlichen Geldmittel fehlten. Erst mit der Gründung des Vereins Alt Nördlingen nahm das Projekt konkretere Formen an, denn der regen Arbeit des Vereins war es zu verdanken, dass mit Unterstützung der Bayrischen Staatsbank, der Sparkasse Nördlingen und des Stadtrates Nördlingen die Finanzierung des Festspiels ermöglicht werden konnte. Und man war sich der hohen Verantwortung bewusst, denn die Aufführung musste ein Erfolg werden, da „über 300 hochgestellte Persönlichkeiten, Vertreter der Ministerien und Regierungen, der Kunst und Wissenschaft sowie der Presse in Bayern und Württemberg wie auch in Norddeutschland eingeladen worden waren, von denen auch ein großer Teil erscheinen wird“, wie es in einem Artikel in der Nördlinger Zeitung vom 22. Juni 1925 hieß.

Um der Veranstaltung einen würdigen äußeren Rahmen zu geben, erfolgte in der Nördlinger Zeitung vom 22. Juli der Aufruf, dass zum Besuch der Uraufführung dunkler Anzug, Frack und Zylinder gewünscht werden. Große Robe war also angesagt für die zahlreich geladenen Gäste. Große Teile der Bevölkerung waren von der allgemeinen Begeisterung angesteckt. Viele Bürgerinnen und Bürger signalisierten Bereitschaft, Rollen im historischen Schauspiel unter der Regie des Oberspielleiters des Münchner Hoftheaters, Fritz Basil, zu übernehmen. Eine Münchner Firma lieferte einen Fundus stilgetreuer Kostüme und der aus München kommende Professor Hans Frahm schuf die Kulissen. Dr. Mainer bezeichnete in einem Zeitungsartikel das Festspiel als einen „Beitrag zur praktischen Volksbildungsarbeit“, während Pfarrer Wolf Meyer- Erlach in derselben Ausgabe eine ausführliche Beschreibung des von ihm verfassten Schauspieles gab. Ein weiterer Beitrag brachte eine Einführung in die Festspielmusik des Münchner Komponisten Georg Ebner.

Am 25. Juli 1925 ging die Uraufführung im Saalbau des Hotels „Deutsches Haus“ über die Bühne. Sie wurde zu einem so großen Erfolg, dass alle noch vorhanden Bedenken mit einem Mal zerstreut waren. Nach Beschluss des Vorstandes der Verein Alt Nördlingen wurde das Stück in drei Wochen sechsmal wiederholt, jedes Mal vor ausverkauftem Haus.

Sonderzüge aus München, Nürnberg und Stuttgart brachten scharenweise Besucher. Dieser Ansturm war insofern nicht verwunderlich, waren doch bei der Uraufführung über 100 renommierte Zeitungen vertreten. Die Begeisterung ging so weit, dass sich Dr. Mainer mit dem Gedanken trug, an der Oskar-Mayer-Straße „ein Festspielhaus à la Bayreuth“ zu bauen. Dieses Vorhaben bleib freilich nur ein Traum, da die Erbauung eines eigenen Festspielhauses von vornherein aus finanziellen Gründen ausgeschlossen war.

Bei der Generalversammlung des Vereins Alt Nördlingen am 11. März 1925 wurden deshalb andere Möglichkeiten diskutiert, um zu einem würdigen Festspielraum zu gelangen. Einerseits wurde schon damals der Umbau des Klösterles in ein Festspielhaus erwogen, andererseits der Ausbau des „Deutschen Hauses“ in Betracht gezogen. Letzterer wurde dann schließlich auch mit erheblichen Kosten verwirklicht. In dem zwischen dem Verein und den Hotelbesitzerseheleuten Franz Xaver und Frieda Holl geschlossenen Vertrag war von einem Baukostenzuschuss von 33.000 Reichsmark für den Umbau der Saalbühne die Rede. Dafür sollte der Verein eine „beschränkte persönliche Dienstbarkeit“ erhalten, die einen Nutzung des Hotelanwesens D 45 (Deutsches Haus), genauer des Saales des Hotels mit Nebenräumen für Theatervorstellungen und sonstige Veranstaltungen gegen Ersatz der Kosten für Beleuchtung, Beheizung und Reinigung vorsah. Der Vertrag sollte von 1926 bis 1945 Gültigkeit haben und musste dann erneuert werden. Demnach konnte auch die 1929 in Leben gerufene und dem Verein angegliederte „Theatergemeinde“ ihre Vorstellungen im „Deutschen Haus“ abhalten.

Nach oben scrollen